Es war die dicke Überraschung bei der Verkündung des endgültigen Kaders für die Weltmeisterschaft. Leroy Sané zählte zu den vier Spielern, die Löws Kader-Reduzierung von 27 auf 23 Spieler zum Opfer fielen. Neben dem 22-Jährigen müssen auch Bernd Leno, Jonathan Tah (beide Bayer Leverkusen) und Nils Petersen (SC Freiburg) die Heimreise antreten.
Das Sané-Aus war nicht erwartbar. Denn der pfeilschnelle Linksaußen hat eine überragende Saison beim englischen Meister Manchester City gespielt. Unter Trainer Pep Guardiola gelang ihm auf der Insel der Durchbruch. Der Ex-Schalker, der im Sommer 2016 für rund 55 Millionen Euro aus Gelsenkirchen nach Manchester wechselte, wurde zum besten Jungprofi der Premier League gewählt. Seine starke Bilanz in der abgelaufen Spielzeit: 14 Tore und 19 Assists in 49 Pflichtspielen.
Sanés starke Saison war jedoch nicht das entscheidende Kriterium bei Löws Auswahl. Das überraschende WM-Aus begründete er mit den schwachen Leistungen des Linksaußen im DFB-Trikot. In zwölf Länderspielen konnte er nur einen Scorerpunkt beisteuern. "Leroy hat riesiges Talent, absolut. Er wird auch bald wieder dabei sein, ab September werden wir verstärkt mit ihm arbeiten. Aber er ist vielleicht in den Spielen der Nationalmannschaft noch nicht so ganz angekommen", sagte Löw am Montag im deutschen WM-Trainingslager in Eppan/Südtirol nach der offiziellen Pressekonferenz.
Letztlich habe Löw eine Wahl zwischen Sané und dem Leverkusener Julian Brandt treffen müssen. "Wir mussten uns entscheiden, weil der Kader ausgewogen sein muss. Die Entscheidung war hart. Es war eng. Beide haben große Qualitäten, sind schnell und dribbelstark. Julian Brandt war beim Confed-Cup und hatte da gute Spiele. Auch im Training hat er sich gezeigt", erklärt der Bundestrainer.
Disziplinarische Gründe oder eine fehlende Einstellung hätte der Offensivspieler nicht vermissen lassen, beteurt Löw: "Abseits des Platzes gab es gar nichts, wirklich. Leroy hat sich sehr korrekt und gut verhalten. Er hat in den Spielen auch in der Defensive gearbeitet. Daran gab es nichts auszusetzen."